Angewandte Verfahren

Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?

Die kognitive Verhaltenstherapie nimmt an, dass das Verhalten eines jeden Menschen durch seine Erfahrungen im Laufe seines Lebens gelernt wurde. Psychische Beschwerden können dann auftreten, wenn das Gelernte unter gewissen Umständen nicht mehr ausreicht oder unpassend ist. Die kognitive Verhaltenstherapie geht somit davon aus, dass psychische Beschwerden durch bewusste oder unbewusste Lernprozesse entstehen. Eine weitere Grundannahme der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass unsere Gefühle mit unserem Denken und unserem Verhalten zusammenhängen.

In der Therapie machen wir es uns zu Nutzen, dass sich Denken, Fühlen und Handeln gegenseitig beeinflussen können. So setzt die kognitive Verhaltenstherapie einerseits auf der Ebene des Denkens (Kognition) und andererseits auf der Verhaltensebene an. Im Rahmen des kognitiven Therapieteils werden wir uns mit Ihren Sorgen, Gedanken und Bewertungen von Situationen beschäftigen und gemeinsam Veränderungsmöglichkeiten sowie neue Ansätze erarbeiten. Im Bereich des Verhaltens wird es u.a. darum gehen bereits bestehende Fertigkeiten weiter auszubauen sowie neue Fähigkeiten aufzubauen.

Grundprinzipien der Verhaltenstherapie

1. Die Verhaltenstherapie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen

D.h. die theoretischen Konzepte und therapeutischen Methoden werden empirisch überprüft. Dabei werden neben Ergebnissen der empirischen Psychologie auch Erkenntnisse aus Nachbardisziplinen wie Biologie, Medizin und Sozialwissenschaften berücksichtigt.

2. Die Verhaltenstherapie setzt direkt an Ihrem gegenwärtigen Problem an

Das therapeutische Vorgehen wird in der Verhaltenstherapie möglichst genau auf den einzelnen Patienten und seine Erkrankung zugeschnitten. Neben der Lösung des aktuellen Problems sollen Ihnen aber auch Fähigkeiten zur verbesserten allgemeinen Problemlösung vermittelt werden.

3. Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit den prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen Ihres Problems

In der Therapie schauen wir uns an, welche Faktoren Sie anfällig für eine Krankheit gemacht haben, welche Auslöser es gab und welche Umstände dazu beitragen, dass das Problem weiterhin bestehen bleibt. Hierbei werden wir uns v.a. auf die Bedingungen konzentrieren, die für eine dauerhafte Lösung Ihres Problems als notwendig erscheinen. Daneben spielen aber auch Ihre Ressourcen eine wichtige Rolle in der Therapie. Ressourcen sind Ihre Potentiale (z.B. Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Erfahrungen, Talente, Neigungen und Stärken), die Sie mit in die Therapie bringen. Diese sollen in der Therapie (re-)aktiviert und genutzt werden. Zudem wollen wir Ihre psychische Widerstandskraft (sog. Resilienz) stärken.

4. Die Verhaltenstherapie orientiert sich an Ihrem Ziel

Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist, dass Sie und ich gemeinsam die Ziele für die Therapie festlegen und immer wieder überprüfen, inwieweit wir diese bereits erreicht haben.

5. Die Verhaltenstherapie orientiert sich am Handeln, zentral ist die Veränderung im Denken, Handeln und Fühlen

Da „festgefahrene“ Probleme selten nur durch bloße Einsicht in deren Entstehung und Ursachen verändert werden, geht es in der Verhaltenstherapie nicht nur um Diskussion und Reflektion des Problems. Vielmehr ist Ihre aktive Beteiligung in der Therapie gefragt. Innerhalb der Verhaltenstherapie werden Ihnen neue Verhaltensweisen und Strategien im Umgang mit Ihrem Problem vermittelt werden, welche Sie dann direkt im Alltag ausprobieren und anschließend besprechen können. Es geht um die aktive Veränderung Ihres Handelns, Denkens und Fühlens, worin Sie von mir unterstützt werden.

6. Die Verhaltenstherapie ist nicht auf die Therapiesitzung begrenzt, wichtig ist die Veränderung im Alltag

Nachdem wir in der Therapiestunde neue Verhaltensweisen und Strategien erarbeitet und in geschütztem Rahmen erprobt haben, ist es wichtig, diese auch in den Alltag zu übernehmen. Deshalb werden Sie immer wieder Übungen für die Zeit zwischen den Sitzungen erhalten, um das Besprochene auszuprobieren und einzuüben.

7. Verhaltenstherapie geht transparent vor und ist Hilfe zur Selbsthilfe

Ein zentraler Bestandteil der Verhaltenstherapie ist ein aufgeklärter und aktiver Patient. In der Therapie werden wir daher gemeinsam ein Erklärungsmodell für Ihr Problem erarbeiten und offen das therapeutische Vorgehen sowie den Behandlungsplan besprechen. Hierbei wird auch stets und ausdrücklich Ihr Feedback zu den einzelnen Schritten erwünscht. Die Verhaltenstherapie will Hilfe zur Selbsthilfe geben, sodass Sie bei eventuell späteren Problemen Fertigkeiten an der Hand haben, um sich auch ohne therapeutische Unterstützung helfen zu können.

8. Die Verhaltenstherapie entwickelt sich ständig weiter

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Konzepten und Behandlungsmethoden werden stets berücksichtig. So erfolgt eine Therapie immer auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft.

Angelehnt an: Margraf, J. (2018). Hintergründe und Entwicklung. In Margraf, J. & Schneider, S. (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen psychologischer Therapie, 4. Auflage (Bd.2, S.3-37). Berlin: Springer.

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